Gefährliche Lust

Gefährliche Lust – Der Kampf gegen Kindesmissbrauch

Dem Bundeskriminalamt gelang kürzlich ein spektakulärer Erfolg im Kampf gegen Kindesmissbrauch. Zum ersten mal überhaupt wurde im Darknet ein Pädophilen-Forum gesprengt, in dem Männer nicht nur Kinderpornos ausgetauscht, sondern auch ihre eigenen kleinen Kinder zum Missbrauch „angeboten“ hatten. Weltweit 87 000 Männer waren Kunden dieses von Deutschland aus gesteuerten Netzwerks. Selbst Oberstaatsanwalt Andreas May, der sich seit vielen Jahren mit der Bekämpfung der Kinderpornoszene im Internet beschäftigt, war vom Ausmaß schockiert.
„Dass sich so viele Täter in so kurzer Zeit weltweit vernetzten, zeigt dass die Pädophilen-Szene Schutz im Darknet sucht. Der Kampf dagegen ist für uns technisch und personell extrem aufwändig“.
May überrascht mit einer auf den ersten Blick ungewöhnlichen Einschätzung: „Pädophile Männer brauchen nicht nur Fahndungsdruck, sie brauchen Hilfe“. Gemeinsam mit anderen Experten fordert er: pädophilen Männern muss therapeutisch geholfen werden, damit sei lernen, ihre gefährliche Lust zu kontrollieren und neue Opfer verhindert werden.
Autor Wolfgang Luck geht auf eine schwierige Spurensuche. Er spricht mit pädophilen Männern, Fahndern, Therapeuten und mit Opfern von Kindesmissbrauch. Immer wieder geht es um die Frage: wie lässt sich Kindesmissbrauch verhindern und erfolgreich bekämpfen? In Karlsruhe trifft er den Richter Klaus Böhm, der auf Privatinitiative einen Hilfsverein gegründet hat, bei dem pädophilen Männer therapeutische Hilfe finden.
Gefährliche Lust - Richter Klaus Boehm
Richter Klaus Böhm vom Hilfsverein bios
„Als Richter kann ich die Täter zwar für ein paar Jahre wegsperren, aber damit ist das Problem nicht an der Wurzel bekämpft.“, sagt Böhm. Im Hilfsverein BIOS werden deshalb sogar sogenannte „Tatgeneigte“ behandelt, Männer die wissen, dass sie pädophil sind, aber noch keine Straftat begangen haben. Durch Verhaltenstherapie sollen sie lernen, dass das so bleibt.
Experten gehen heute davon aus, dass Pädophilie eine krankhafte Störung ist, die nicht geheilt werden – aber beherrscht werden kann. Beim Therapeuten lernen die Pädophilen ihre Lust zu unterdrücken und Gefahrensituationen zu vermeiden. Ein mühsamer und schwieriger Prozess. Das Fernsehteam begleitet Michael, einen pädophilen Mann aus Baden-Württemberg. Er hat in Thailand Fotos und Videos von nackten Kindern hergestellt und wartet auf seinen Prozess. Er ist einer der wenigen pädophilen Männer, die einen Therapieplatz gefunden haben. Michael hat sich, wie die meisten Pädophilen, im Internet hunderte Kinderpornos heruntergeladen. Der neuste „Trend“ ist besonders abstoßend: Onlinemissbrauch. Auf den Philippinen werden Kinder vor Webkameras gezwungen, um die zahlungskräftige Kundschaft im Westen zu befriedigen.
Mit dem Avatar Sweetie kämpft terres des hommes gegen Onlinemissbruach
Mit dem Avatar Sweetie kämpft terres des hommes gegen Onlinemissbruach
Das Team geht auf Spurensuche in Südostasien und erlebt mit, wie eine Spezialeinheit der philippinischen Polizei zum ersten mal Kinder aus den Händen ihrer Peiniger befreit. „Gefährliche Lust“ ist ein intensiver Film, der jenseits gängiger Klischees versucht, sich dem Thema Pädophilie zu nähern und der zeigt, dass es erfolgversprechende Ansätze gibt, den Kindesmissbrauch zu stoppen.

Ein Film von Wolfgang Luck
Kamera: Rainer Friedrich, Peter Dix
Schnitt: Karl-Heinz Satzger
Redaktion: Thomas Michel, Hans-Michael Kassel, SWR
Produktion: luckfilm 2018